Rummelplatz im Westerwald
Mitten im Westerwald, landschaftlich reizvoll an einem See gelegen, empfiehlt sich der Camping Park Weiherhof selbst als einer der 100 beliebtesten Campingplätze Europas.
Selbst wenn man nicht auf den kargen Wiesenplätzen (ein „Park“ sieht anders aus) ohne nennenswerte Begrünung, sondern wie wir auf dem mit Sträuchern, Hecken und Bäumen bewachsenen Platzteil „Birkengrund“ seine mobile Behausung aufstellt, trifft man auf ein unattraktives, überwiegend enges, an italienische Verhältnisse erinnerndes Gelände, das sich ganztägig als unruhig und trubelig erweist.
Der Hinweis des ansonsten freundlich und professionell auftretenden Mitarbeiters der Rezeption beim CheckIn, ein Campingplatz sei schließlich kein Friedhof, lässt sicher Rückschlüsse auf die Betriebsphilosophie zu. Es versteht sich, dass diese Publikum anzieht, welches vorzugsweise spät abends die Umgebung mit seiner Radiomusik penetriert oder gerne auch nächtens lauthals den Tag diskutiert.
Und wer meint, für einen idyllischen Stellplatz direkt am See, so wie es ein Foto auf der Homepage des Platzes vermuten lässt, könne man auch anderes Ungemach in Kauf nehmen, wird ebenso enttäuscht. Die wenigen attraktiven Plätze am See sind bis auf ein paar Ausnahmen teilweise bis zur zweiten Reihe in der Hand von Dauercampern, was dem Touristencamper auch bei frühzeitiger Reservierung bleibt, ist der Blick auf die Rückseite ebendieser oder gar keine Aussicht, jedenfalls keine auf irgendeinen See, es sei denn, es ist gelungen, einen der raren Seeplätze zu ergattern. Auf der großen Hauptwiese stehen Zelte, Wohnwagen, Camper und Pavillons der angereisten Gruppen wild durcheinander und eng an eng. Einige Platzteile sind parzelliert und offerieren ein wenig mehr individuellen Raum.
Nicht schlecht gemacht ist hingegen die zwischen den beiden Platzteilen gelegene, recht großzügige Liegewiese mit Seezugang.
Wenn man in der Hauptsaison einen familienfreundlichen Platz anfährt, darf man sich möglicherweise nicht über Lärm beschweren, es sei denn, er ist, wie hier, Programm: Am Samstagabend gab es auf dem Platz ein Konzert eines mittelmäßigen Deutsch-Barden, ohne dass diejenigen, die diese Art von musikalischer Darbietung weniger schätzen, die Möglichkeit gehabt hätten, sich derartiger Zwangsbeschallung zu entziehen. Allerdings dauerte die melodiöse Untermalung nicht mehr als eine Stunde und bot daneben den Vorteil, dass das mithin ohrenfällige Terrain ansonsten ruhig war.
Sanitärausstattung
Auf dem Weiherhof-Gelände finden sich mehrere Sanitärgebäude. Nach dem Platzplan stehen für den Platzteil Birkengrund dero zwei zur Verfügung, eines allerdings war abgeschlossen und nur den Dauercampern vorbehalten. Abgesehen davon, dass man natürlich zum anderen Platzteil laufen kann, reichen die zweimal drei Duschen (ausreichend warmes Wasser mit Chipkarte, genügend Platz und immerhin vier Kleiderhaken) gerade aus, die wenigen engen und manchmal ungepflegten Toiletten aber nicht, und vor den beiden Spülplätzen bildeten sich nach den Essenzeiten Schlangen. Gut, dass es dort wenigstens warmes Wasser gibt.
Die Erkenntnis, dass bei Vollbelegung die Kapazitäten zu gering sind, hat dann wohl zur Aufstellung eines mobilen Sanitärcontainers (also so ein Teil, das man auch auf Jahrmärkten vorfindet) mit WC und Urinalen geführt. Wir haben sicher schon viele Plätze besucht, in unterschiedlichen Ländern und auch solche mit niedrigen Standards, aber so eine abstoßende WC-Anlage wie dieser Container ist uns noch nicht begegnet: Einfach nur ekelerregend, schmutzig, stinkend und völlig inakzeptabel.
Zur Entsorgung der Chemietoiletten gibt es mehrere Becken, es fehlt ein längerer Schlauch zum Spülen. Die Grauwasserentsorgung für Wohnmobile ist in Ordnung. Hundeduschen sind auf dem Anwesen verteilt zu finden.
Versorgung
Der recht gut sortierte kleine Shop am Platz bieten Brötchenservice an (Vorbestellung ist möglich) und einige Artikel des Grundbedarfs an.
In Rennerod, etwas mehr als 4 km entfernt, finden sich vielfältige Einkaufsmöglichkeiten.
Mobilfunkversorgung ist minimal, da würde man sich WLAN wünschen, das wird jedoch nur für 30 Minuten alle 24 Stunden kostenfrei angeboten, wer das Platznetz länger nutzen möchte, muss 2 Euro pro Tag entrichten, auch dann auf 1.000 MB begrenzt, oder 12 Euro pro Woche. Klingt wie aus der Zeit gefallen, ist aber so.
Strom (pauschal) gibt es teilweise mit 10A-Schuko-Steckdosen, teilweise mit 16A-CEE.
Die Gastronomie am Platz kann man besuchen, das Hofcafé in Seck auch.
Fazit
Was den unbestritten hohen Freizeitwert in der Umgebung betrifft, bietet die Rezeption ausreichend Informationen und Prospekte. Insgesamt jedoch kann der Camping Park Weiherhof keine auch nur halbwegs gute Bewertung erzielen, er gehört nach den Kriterien dieses Blogs zu den ungeeignetsten Plätzen und dürfte eher für ein Publikum geeignet sein, dass viel Wert auf Ballermann und enge Nachbarschaft, aber eher wenig auf Sanitärausstattung legt. Das ist schade, denn der Campingplatz hätte mit einer Philosophie, die nicht dem in den privaten Fernsehsendern vermittelten Bild vom Camperleben entspricht, sicher genug Potenzial, um mehr als 2,5 Sterne zu erreichen.
jkl/wkl